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Expertenrunde "Förderung Virtueller Forschungsumgebungen"

Datum: Donnerstag, 16.09.2010
Uhrzeit: 13:05 – 15:56 Uhr
Ort:
Bonn, Geschäftsstelle der DFG

Zusammenfassung

Die Förderung für IT-Infrastruktur konzentrierte sich von Seiten des BMBF und der DFG in den letzten 15 Jahren insbesondere auf spezifische Programme und Maßnahmen, infolge derer Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen eine hinreichende IT-Grundversorgung für Ihre fachspezifische Forschung erhalten haben. Ziel ist nun die Unterstützung der zunehmenden disziplinären und interdisziplinären Vernetzung zwischen Wissenschaftlern. So hat die Kommission für Rechenanlagen der DFG in ihren Empfehlungen für die Jahre 2006 bis 2010 einen erheblichen Bedarf für überregionale sowie effizient betreibbare IT-Infrastrukturen im Kontext einer lokal bis international immer enger vernetzten Forschung herausgestellt.

Förderprogramme wie die D-Grid-Initiative des BMBF (seit 2005) oder das Projekt „Informationsinfrastrukturen für Forschungsdaten“ der DFG (seit 2010) zeigen für die IT-Forschungsinfrastruktur einen klaren Entwicklungspfad hin zu einem einerseits vernetzenden und ubiquitären, andererseits fachlich und interdisziplinär getriebenen Werkzeug auf. Diese Werkzeugebene der IT wird sowohl für einzelne Wissenschaftler als auch für große Forschungsverbünde zusehends unverzichtbar, wobei die technische Perspektive aus fachwissenschaftlicher Sicht immer weiter in den Hintergrund rückt. Wie u.a. anhand neuester Empfehlungen der DFG, der Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung (ZKI) und der HRK deutlich wird, gewinnt hingegen die nachhaltige Etablierung einer forschungsadäquaten Werkzeugebene mit fachlich orientierten IT-Lösungen an Bedeutung. Die Basis dafür ist die vorhandene und erprobte Technologie der IT-Infrastruktur.

Mit Vertretern von BMBF, DFG, HRK und Helmholtz-Zentren sowie Fachwissenschaftlern aus
Geistes-, Lebens- und Naturwissenschaften hat das BMBF-Projekt WissGrid am 16. September 2010 eine Expertenrunde zur „Förderung virtueller Forschungsumgebungen“ durchgeführt. Erfahrungen aus der D-Grid-Initiative zeigen, dass ein konkreter Bedarf an einer strukturell nachhaltigen Werkzeugebene für die Wissenschaft besteht, der von allen an der Expertenrunde Beteiligten bestätigt wurde. Betroffen sind vornehmlich Bibliotheken und Rechenzentren, die für die Erschließung des weiterhin steigenden Aufkommens an Forschungsdaten derzeit kaum gerüstet sind.

Da die Forschungsförderung für IT-Infrastruktur bislang entweder standortübergreifend für einzelne Projekte oder projektübergreifend an einem Standort erfolgt, hat sich ferner gezeigt, dass Bund, Länder, Förderer und Hochschulmanagement für die Thematik verstärkt sensibilisiert werden müssen. Dem aufgezeigten Entwicklungspfad folgend, integrieren Virtuelle Forschungsumgebungen die fachlichen IT-Elemente auf Werkzeugebene über Standorte sowie Projekte hinweg und werden somit in der Forschungsförderung noch nicht angemessen berücksichtigt. Hinzu kommt, dass Virtuelle Forschungsumgebungen gegenüber dem Status quo geänderte Anforderungen an Verantwortlichkeiten und nachhaltige Konzepte stellen.

Somit kann aus der gegenwärtigen Projektförderung für Virtuelle Forschungsumgebungen heraus noch kein nachhaltiger Betrieb garantiert werden. Schlussendlich wird die Förderung Virtueller Forschungsumgebungen in einer Kombination von gezielten Aufbauprojekten, gefolgt von einer bspw. durch Bund bzw. Länder getragenen, nachhaltigen Förderung als sinnvoll erachtet. Die bereits vorhandenen internationalen Erfahrungen sollten in den weiteren Entwicklungs- und Aufbauprozess mit einbezogen werden.

Zusammenfassung in fünf Positionen:

Position 1:

In der Forschung entsteht durch hohes Datenaufkommen ein Bedarf an ausgewiesenen Einrichtungen und Diensten für die Speicherung und Wiederbereitstellung von Forschungsdaten. Für diese zunehmend wichtiger werdenden Funktionen fehlen Strukturen und Dienste, da Bibliotheken und Rechenzentren für diese Aufgabe weder konzipiert noch gerüstet sind.

Position 2:

Die Wissenschaftler sollten transdisziplinär in Aufbau und Betrieb dieser kollaborativen Infrastruktur eingebunden werden. Die Anforderungen an die Services sollten aus den Forschungsfragestellungen abgeleitet werden.

Position 3:

Die Wahrnehmung dieser Herausforderungen im Hochschulmanagement muss geschärft werden. Die Hochschulrektorenkonferenz ist dabei ein wichtiger Ansprechpartner.

Position 4:

Wissenschaftliche Rechenzentren sollten die Vorteile neuer Strukturen der wissenschaftlichen Informationsdienstleistung im Rahmen Virtueller Forschungsumgebungen nutzen und ihre Services standortübergreifend zur Verfügung stellen. Alternativ sind ergänzende Einrichtungen aufzubauen. Internationale Erfahrungen sind zu berücksichtigen.

Position 5:

Auf fachlicher Ebene ist eine umfangreiche Förderung von Projekten notwendig, die den Aufbau der neuen Infrastruktur vorbereiten. Diese Projekte können anfangs seitens BMBF und DFG erfolgen. Darüber hinaus ist eine Förderung nach Art. 91b GG und Art. 143c GG durch Bund und Länder notwendig, um übergreifende Infrastrukturen und Einrichtungen in Deutschland auszustatten. Die Betriebskosten können teilweise über ein Entgeltsystem finanziert werden, sofern eine Antragsberechtigung für solche Services in der Projektförderung akzeptiert wird.