Arbeitskreis Forschungsdaten

Admin

Internationales Projekt

Arbeitssession: Forschungsdatenmanagement in internationalen Kooperationsprojekten

Moderation: Birte Lindstädt, Armin Günther

Ablauf

    1. Vorstellungsrunde mit Fokus auf einschlägigen Erfahrungen mit dem Datenmanagement in internationalen Kooperationsprojekten.
    2. Sammlung von Aspekten, die bei der Erstellung eines Datenmanagementplans (DMP) für ein internationales Kooperationsprojekt von den Teilnehmern als (a) besonders wichtig, (b) wichtig aber oft auch besonders problematisch angesehen werden, sowie von Aspekten, die (c) möglichst frühzeitig eingeplant werden sollten.
    3. Diskussion einzelner Aspekte/Problemkomplexe

 

 

Ergebnisse

Zu A. Vorstellungsrunde

Die Erfahrungen mit internationalen Kooperationsprojekten erstreckten sich über sehr heterogene Disziplinen wie Astrophysik, Biodiversität, Geschichte und Sozialwissenschaften. Es wurde deutlich, dass sich beim Datenmanagement in Abhängigkeit von der Disziplin unterschiedliche Problemschwerpunkte ergeben (z. B. Datenschutz bei den Sozialwissenschaften, Standardisierung von Messverfahren bei Naturwissenschaften).

Zu B. Sammlung von Aspekten

Es wurde eine umfangreiche Liste von Aspekten erstellt, die bei einem DMP zu beachten sind. Diese Liste umfasst sowohl Aspekte, die bei einem internationalen Kooperationsprojekt besonders relevant erscheinen aber auch Aspekte, die von allgemeiner Bedeutung sind.

Besonders wichtige Aspekte eines DMP

  • Qualitätssicherung
  • Dokumentation
  • Verfügbarkeit
  • Flexibilität/Dynamik des DMP (Offenheit für zusätzlicher Daten/Instrumente etc. im Forschungsprozess )

Wichtige aber oft auch besonders problematische Aspekte

  • fehlendes Bewusstsein für die Wichtigkeit eines Datenmanagement(plan)s
  • (internationale) Datenschutzrichtlinien
  • Vergleichbarkeit der Messungen/Erhebungen über Kooperationspartner hinweg

Wichtige Aspekte bei der Planung eines internationalen Kooperationsprojekts

  • Kenntnisse der Anforderungen (data policies) von Forschungsförderern
  • Zuständigkeiten, Termine
  • Abschätzung der Datenmengen zur Schaffung entsprechender Kapazitäten und Supportmöglichkeiten

Speziell in internationalen Kooperationsprojekten wurden die folgenden Aspekte als besonders relevant angesehen:

  • Datenschutz
  • Rechtliche Regelungen beim Zugriff auf Daten
  • Sprache (bei Standards, Dokumentation)
  • Vergleichbarkeit der Erhebungsinstrumente (z. B. Maßeinheiten)
  • Spezifische Anforderungen der (nationalen) Förderer
  • Datenaustausch bei großen Infrastruktureinrichtungen
  • unterschiedliche Wissenschaftssysteme/politische Systeme
  • unterschiedliche Arbeitskulturen

Zu C. Diskussion einzelner Aspekte/Problemkomplexe

Von den gesammelten Aspekten und Problemstellungen wurden die folgenden in der Arbeitssession vertieft diskutiert:

Fehlendes Bewusstsein für die Wichtigkeit (Akzeptanz) eines Datenmanagement(plan)s . Die Notwendigkeit eines systematischen Datenmanagements (Datenmanagementplanung) wird vielfach (noch) nicht gesehen. Das Erstellen eines Datenmanagementplans wird vielmehr oft als unnötiger Aufwand (Bürokratie) betrachtet. Zur Verbesserung der Akzeptanz (nicht nur in internationalen Projekten) wurden in der Arbeitssession die folgenden Maßnahmen als wichtig erachtet:

  • Mehrwert für die Forscher/Forschung schaffen und kommunizieren, z. B. durch die Eröffnung von neuen Forschungsmöglichkeiten infolge des Zugangs zu „fremden“ oder international erhobenen Daten
  • Beispiel- oder Pilotprojekte/Best practices schaffen und kommunizieren, die den Wert des Data sharing sichtbar machen
  • „Koryphäen“ aus der Forschung (statt Datenspezialisten) als Unterstützer des systematischen Datenmanagements gewinnen
  • Hilfestellung geben, Bereitstellung von Know-How (Beratung) und Werkzeugen für das Datenmanagement
  • Richtlinien/Data Policies entwickeln und durchsetzen
  • „Zwang“ zur Datenpublikation durch Zeitschriften (z.B. PlosOne)

 

Datenschutz/rechtliche Situation bei internationalen Kooperationsprojekten Bei internationalen Kooperationsprojekten müssen unterschiedliche Rechtsräume beachtet werden. Gerade in Bezug auf Persönlichkeitsschutz bei personenbezogenen Daten, aber auch beim Schutz des geistigen Eigentums (Urheberrecht) sind hier die Besonderheiten der Projektländer zu klären und zu berücksichtigen. Als wichtig oder problematisch wurden die folgenden Aspekte angesehen:

  • Rechtssicherheit schaffen vor der Datenerhebung
  • jedes Land/jeder Projektpartner klärt Rechtssituation im eigenen Land (dezentrale Rechtsklärung), Integration durch zentrales Management (auch für internationale Nutzung der Daten erforderlich)
  • (kein) Bewusstsein für die Bedeutung von Verträgen/Nutzungsverträge, z.B. in osteuropäischen Ländern
  • Beachtung von (nationalen) Ethikrichtlinien
  • Vieles in diesem Bereich ist nicht durch die Forschenden selbst zu regeln, sondern erfordert spezifische rechtliche Expertise und die Unterstützung der Forschung z. B. durch die Bereitstellung von wichtigen Informationen.

 

Forderungen/Policies der Forschungsförderer Es gibt bei internationalen Kooperationsprojekten die jeweiligen nationalen Auflagen und Policies der Forschungsförderer zu beachten und an die internationalen Kooperationspartner zu kommunizieren. Als wichtig oder problematisch wurden die folgenden Aspekte diskutiert:

  • 10 Jahre Aufbewahrung (DFG/Gute wissenschaftliche Praxis): zu lang? sinnvoll? Kapazitäten vorhanden?
  • Gefahr des „Überstülpens“ von Rahmenbedingungen anderer Disziplinen
  • Datenaufbewahrung muss aus Fachcommunity kommen.
  • „Höchste“ Anforderungen erfüllen bei unterschiedlichen Vorgaben bei Förderern aus unterschiedlichen Ländern, z.B. wird im UK bereits verbindlich ein Datenmanagementplan gefordert, in Deutschland nicht
  • Förderer UK stellen auch entsprechende Infrastruktur zur Verfügung, was als sehr positiv empfunden wird

 

Datenaustausch/Organisation Bei internationalen Kooperationsprojekten ergeben sich besondere Anforderungen im Hinblick auf den Datenaustauch und dessen Organisation. Diese reichen von der Verwaltung der Zugriffsrechte (von welchem Partner, mit welchem System), bis hin zu allgemeinen Problemen des Projektmanagements im internationalen Kontext. Als wichtig oder problematisch wurden die folgenden Aspekte diskutiert:

  • Erweiterung von Zugriffsrechten (oft problematisch im internationalen Kontext)
  • Verträge betreffend Datenmanagement abschließen
  • Projektbezogene, eigene Nutzerverwaltung entwickeln (statt Nutzermanagement einer Partnerorganisation zu nutzen)
  • Unterschiedliche Wissenschaftssysteme (z. B. Hierarchien, Zentralisierung etc.) wechselnde Zuständigkeiten durch Fluktuation erschweren Kommunikation
  • Wichtigkeit persönlicher Treffen (Verbindlichkeit schaffen)
  • Reiskosten(planung)
  • Zeitplan/-management (zentrale Vorgaben hilfreich)

 

Sprache Bei internationalen Kooperationsprojekten treffen unterschiedliche Sprachräume aufeinander. Auch wenn in vielen Bereichen Englisch die Wissenschaftssprache ist, kann es in diesem Kontext beim Datenmanagement zu sprachbezogenen Probleme kommen, z. B. wenn die Metadaten in unterschiedlichen Landessprachen vorliegen oder die Daten auch über die Forschung hinaus in den einzelnen Ländern genutzt werden sollen. Diskutiert wurden die Aspekte:

  • Englisch = internationaler Standard – ist Sprache (k)ein Problem?
  • Übersetzung von Metadaten
  • Verwendung der Landessprachen bei Erhebungen bei Menschen, bei Datenpublikationen für die weitere (nicht-wissenschaftliche) Öffentlichkeit, beim Rückgriff auf öffentliche Statistiken / Verwaltungsdaten
  • Probleme bei der Verwendung von Landessprache bei der Programmierung (Sourcecode)

 

Qualitätssicherung/Standards Gerade bei internationalen Projekten sollten länderübergreifende Standards zum Einsatz kommen, was nicht immer gewährleistet ist. Dokumentationen müssen international einheitlich erfolgen, verwendete Standards benannt werden usw. Diskutiert wurden die Aspekte:

  • Vorrang internationaler Standards vor nationalen
  • Verweis auf verwendete Standards
  • Vorgaben hilfreich/wichtig, wenn definierte Standards fehlen (Variablenbenennung, Datenablage, Dokumentation)
  • Definition projektspezifischer Standards
  • Vergleichbarkeit sichern

 

Kosten: Kosten sind in der Regel lediglich für den Projektzeitraum gedeckt. Für eine nachhaltige Bereitstellung der erarbeiteten (Daten)Infrastrukturen und der Forschungsdaten selbst ist eine weiterführende Finanzierung der Projektpartner notwendig. Meist werden diese Kosten von dem Projektpartner, der für die Datenerhaltung/Pflege zuständig ist, allein getragen.